Leseproben

Leseprobe zu ‚Doggy Style – Liebe ist tierisch‘

 Begegnung der tierischen Art

Nachdem Nayeli den Taxifahrer bezahlt hatte, stieg sie aus und wartete, bis dessen Wagen wieder verschwunden war. Zusammen mit ihrem sauer verdienten Geld. Sie nahm kein Taxi, wenn es sich vermeiden ließ, nur leider war sie nach dem letzten Termin arg spät dran gewesen und hatte bei ihrem neuen Kunden keinesfalls mit Unpünktlichkeit glänzen wollen. Die Konsequenz war, dass die unfallbedingte Fahrt hier raus sie ein kleines Vermögen gekostet hatte und sie immer noch rund zehn Minuten zu spät ankam. Na ja, sie konnte in der nächsten Woche ja auch einfach mal nichts essen. Oder sich selbst bei ihrer Mutter einladen und sich dann wieder stundenlang anhören, dass sie sich doch einen ‚echten‘ Job suchen solle, einen, der einem auch ein geregeltes Einkommen garantierte.

Wenn es nach ihrer Mutter gegangen wäre, hätte sie gleich nach der Schule eine Ausbildung zur Verkäuferin im Schuhladen ihres Onkels gemacht. Den ganzen Tag stinkige Käsequanten anderer Leute riechen zu müssen, war allerdings nichts, was bei Nayeli Begeisterungsstürme auslöste. Eigentlich hatte sie Tiermedizin studieren wollen und das war immer noch ihr großer Traum. Leider war das Studium alles andere als billig. Sie hatte sich um ein Stipendium beworben, das dann aber an jemand anderen vergeben worden war. Wochenlang war Nayeli am Boden zerstört gewesen. Bis ihre beste Freundin Tula ihr schließlich vorgeschlagen hatte, ihr Gespür für Tiere anderweitig zu nutzen und sich damit selbstständig zu machen.

Das Wort ‚Hundeflüsterin‘ hatte sie nicht sofort in den Mund genommen, aber Nayeli hatte es aus ihren großen braunen Augen gelesen, als hätte es jemand dort eingemeißelt. Wie die Idee sich in Tulas hübschem Kopf eingenistet hatte, war nicht schwer zu erraten gewesen. Tulas Lieblingstante besaß einen furchtbar unerzogenen Dackel, zu dessen Lieblingsbeschäftigungen lange Zeit sinnloses Herumbellen und Hackenbeißen gezählt hatten – bis sich Nayeli bei einem der gemeinsamen Besuche mit ihrer Freundin entschlossen hatte, sich dieses Problems anzunehmen. Nach ein paar Wochen intensiven Trainings mit Hund und Frauchen, war aus dem garstigen Prince ein relativ handzahmes Hündchen geworden und Nayeli laut der dankbaren Tante zu einem Engel mit unsichtbaren Flügeln avanciert.

„Hey, ich halte dich nicht für ein Wunderwesen wie Tante Emeline“, hatte Tula vor einem halben Jahr zu ihr gesagt, „aber du hast ein großes Talent, was gestörte Viecher angeht – warum willst du das nicht nutzen? L.A. ist voll von Spezialisten für die merkwürdigsten Dinge und fähige Hundefl- … trainer sind begehrt. Wenn du Glück hast, meldet sich vielleicht sogar irgendwann eine berühmte Schauspielerin bei dir, weil deren Fiffi ihr immer in die Silikonmöpse beißt, und ehe du dich’s versiehst, schwimmst du in Geld. Dann kannst du dir den Traum vom Medizinstudium schneller erfüllen, als du ‚Hundehaufen‘ sagen kannst.“

Die Schauspielerin mit den Silikonbrüsten entpuppte sich zwar gerade als Schauspieler mit Sixpack (wenn die Bilder, die Nayeli sich schnell im Internet angesehen hatte, aktuell und nicht extrem gephotoshopt waren), aber sonst hatte Tula mit ihrer Prognose recht gehabt. Noch machte ihre Arbeit als ‚Hundepsychologin‘ Nayeli nicht reich, die Einkünfte genügten jedoch, um sich über Wasser zu halten und nach und nach ihr Sparkonto fürs Studium zu füllen. Liam Chandler und sein verzogenes Hündchen konnten allerdings das Sprungbrett hinein in die High Society Hollywoods sein und ihr im Endeffekt den Geldsegen bringen, den sie brauchte – jetzt dringender denn je.

Sie strich sich rasch die schlichte, rosa Bluse glatt, die sie sich in Tias Abschlepper zusammen mit einer hellen Jeans übergeworfen hatte, und schloss den vorwitzigen Knopf, der sich leider bereits zum dritten Mal an diesem Tag geöffnet hatte. Ohne ihr Einverständnis und einen großzügigeren Blick auf ihr recht üppiges Dekolletee gestattend, als es erwünscht war. Wenn sie bei ihren Klienten keinen falschen Eindruck erwecken wollte, musste sie  ihre Wechselsachen demnächst unbedingt sorgfältiger aussuchen. Anschließend trat sie an das prunkvolle Tor heran, hinter dem ein Kiesweg vorbei an blühenden Rhododendron- und Rosenbüschen hinauf zur Prachtvilla des – wenn man den Gerüchten glauben konnte – neuen Oscaranwärters Hollywoods führte.

‚Angeber’, dachte Nayeli und schob den Hauch von Neid rasch beiseite, bevor sie auf die Klingel am Seitenpfeiler des Tores drückte.

Ein Summen über ihr machte sie auf die Sicherheitskamera auf dem Pfeiler aufmerksam, die sich nun eindeutig auf sie richtete. Die Sprechanlage knackste kurz, aber anstatt einer Stimme aus dieser ertönte ein weiteres Summen am Tor, welches sich wie von Geisterhand öffnete und sie einlud, hineinzukommen.

Nayeli zögerte, straffte dann aber die Schultern und machte sich auf den Weg hinauf zum Haus, nein, beinahe schon Schloss, dessen seitlicher, etwas schlichterer Anbau sicherlich für das Personal bestimmt war. Es hätte sie nicht gewundert, auf dem Platz hinter dem Springbrunnen eine Kutsche vorzufinden, doch es war nur ein ‚schlichter‘ Maserati in knallroter Lackierung.

„Angeber“, kam es nun doch leise und in der Sicherheit, nicht gehört zu werden, über ihre Lippen.

Reiß dich zusammen!, befahl ihre Stimme der Vernunft postwendend. Wir sehen unsere Kunden nur als Menschen mit Problemen und bewerten sie nicht aufgrund ihres Äußeren oder der Umstände, unter denen sie leben. Freundlich und verständnisvoll – so gehen wir auf sie zu.

Nayeli bewältigte die breiten Marmorstufen zu der ebenso breiten und edlen Tür des Hauses ohne weitere negative Gedanken und betätigte dann die güldene Klingel zu ihrer Seite. Die Tür vor ihr bestand zum großen Teil aus dickem Milchglas und so konnte sie sehen, dass sich ihr jemand näherte. Vermutlich der Hausdiener, denn als Berühmtheit vergaß man ja oft, wie solch komplizierte Dinge wie Türöffnen funktionierten. Noch schlimmer wurde es nach den ersten Filmpreisen, da brauchte man dann sicherlich sogar jemanden, der einem das zeit- und kräfteraubende Zähneputzen abnahm.

Verdammt, Nayeli! Schluss jetzt mit den abfälligen Gedanken! Welch wunderliche Fügung des Schicksals Mr. Chandlers Freundin auch dazu gebracht hat, ausgerechnet dich als Rettung in der Not anzurufen – sei dankbar dafür und benimm dich!

Die Tür öffnete sich und sie blickte in das Gesicht eines braungebrannten, blonden Adonis’, dessen umwerfendes Lächeln ihr den Atem stocken ließ. Für einen viel zu langen Augenblick fehlte ihr die Sprache. Sie hatte gewusst, dass Liam Chandler gut aussah, dies jedoch auch der heutigen Fotobearbeitungstechnik zugerechnet. Wer hätte ahnen können, dass der Mann im Original mit stylisch verwuscheltem Haar, dem Bartschatten um Lippen und Kinn und ohne Make-Up noch besser aussah. Auch wenn sie normalerweise mehr auf innere Werte achtete und die Männer, die sie gewöhnlich datete, bestimmt nicht als Model arbeiten konnten, konnte sie sich nicht dagegen wehren, sich auf den ersten Blick extrem von diesem Kerl angezogen zu fühlen.

„Ein bisschen spät, oder?“, fragte der nun und riss sie damit glücklicherweise ruckartig aus ihrer Trance.

„Ja … ich … ich hatte heute Morgen einen kleinen Autounfall und dadurch Schwierigkeiten mit der Einhaltung meines Zeitplans“, stammelt sie. Na toll! Schlechter erster Eindruck beim verwöhnten Prinzlein, aber wenn man es genau nahm, war sie nicht zu spät, denn am Telefon hatte es geheißen ‚zwischen elf und zwölf‘ und nun war es gerade zehn nach elf, aber sie war nicht hier, um zu streiten.

„Oh.“ Er machte einen leicht bestürzten Eindruck. „Aber du hast dich nicht verletzt, oder? Es funktioniert noch alles, ja? Besonders Hände, Knie? Ansonsten habe ich ein ganz tolles Schmerzmittel, das mir gestern auch nach meinem Training das Leben gerettet hat.“

Hände und Knie?? Sie stutzte – hauptsächlich wegen der etwas seltsamen Formulierung seiner Sorge um sie sowie dem ungefragten Duzen.

„Ich will nicht unsensibel wirken, aber ich brauche wirklich ganz dringend Hilfe!“ Seine sicherlich von einem Profi gezupften, etwas dunkleren Brauen, die darauf schließen ließen, dass er keine natürliche ‚Blondine‘ war, wanderten in milder Verzweiflung aufeinander zu. „Das kann auf keinen Fall noch länger warten.“

Ah! Daher wehte der Wind! Jetzt erst vernahm Nayeli aus dem Hintergrund das gedämpfte Kläffen eines vermutlich kleineren Hundes. Er musste das Tier vorsorglich eingesperrt haben, was wohl hieß, dass es in der Tat Schwierigkeiten mit dem Auftauchen von Besuch hatte. Große Schwierigkeiten – so gestresst wie Mr.. Chandler aussah.

„Bis auf einen leichten Schock geht es mir gut“, beantwortete sie nun doch noch seine Frage. Wahre Größe war, über die kleinen Schwächen der Mitmenschen hinwegzusehen und trotzdem mit ihnen zusammenarbeiten zu können. „Aber um ehrlich zu sein, war ich nicht darauf vorbereitet, gleich heute mit der Arbeit anzufangen. Ich dachte, wir lernen uns erst einmal alle kennen.“

Für viel mehr hatte sie auch keine Zeit, da ihr nächster Termin bereits um zwei Uhr war. Normalerweise hätte sie diesen neuen Job auf den nächsten Tag verschoben, aber als sie gehört hatte, wer ihr neuer Klient und wie dringend die Angelegenheit war, hatte sie nicht riskieren wollen, dass ihr die Konkurrenz den Kunden wegschnappte.

Ihr Gegenüber machte ein enttäuschtes Gesicht, nickte dann aber einsichtig. „Komm doch erst einmal rein“, sagte der junge Mann und trat zur Seite, sodass sie seiner Aufforderung nachkommen konnte. Marmorboden und ein Vorraum, der ungefähr die Größe ihrer gesamten Wohnung hatte, begrüßten sie.

„Vielleicht zeig ich dir erst mal das Haus?“, schlug er zu ihrer Überraschung vor.

Sie zuckte etwas unschlüssig die Schultern. „Ja“, begann sie und konnte sich gerade noch beherrschen, das desinteressierte ‚Warum nicht?‘ auszusprechen, auch wenn sie von der Idee, sich seinen Reichtum anzusehen, alles andere als begeistert war. „Gern, Mr.. Chandler“, fügte sie stattdessen hinzu.

„Prima!“, freute er sich und lief ihr voran durch den Flur, dessen Garderobe bestimmt teurer war als ihre komplette Inneneinrichtung. „Und bitte nenn mich ‚Liam‘ und sag ‚du‘, sonst komm ich mir so alt vor. Ich hab dich ja auch gleich geduzt, weil wir das hier alle so machen. Ich hoffe, das war okay?“

Sie nickte lächelnd, auch wenn es das nicht war.

„Das Büro zeige ich dir später“, sagte er im Vorbeigehen an der Tür, hinter der sein Hund ein Bell- und Heulkonzert erster Klasse veranstaltete. „Gracie ist grad ein bisschen unleidlich.“

Unleidlich? Herrje! Da bahnte sich ja was an! Im Stillen hatte sie gehofft, dass die Auftraggeberin übertrieben hatte und der Hund nur ein wenig zu verwöhnt und verspielt war. Das, wonach sich die Geräusche hinter der Tür anhörten, erreichte allerdings eher das Level ‚Katastrophe‘. Gerade polterten sogar einige Dinge zu Boden. Mist!

„Gracie heißt sie also, ja?“, erkundigte sich Nayeli betont interessiert.

„Eigentlich Grace Kelly“, führte er weiter aus, „aber das spricht sich so schlecht und ist nur für den Stammbaum und die Presse. Ich persönlich mag’s kurz und bündig. Gracie, Liam, Nick … das sind gute Namen. Alles mit mehr als zwei Silben verschwendet nur meine Zeit. Wie heißt du denn?“

Sie konnte es sich nicht verkneifen, die Brauen zu heben und ihren Namen überdeutlich auszusprechen: „Na-ye-li Ló-pez.“

Liams Adamsapfel wanderte unter der Haut sichtbar auf und ab. „Sehr schöner Name“, erwiderte er und setzte rasch wieder sein charmantes Lächeln auf. „Dafür verschwende ich gern meine Zeit.“

Er öffnete eine Tür und wies ihr den Weg hinein in die Traumküche schlechthin. Hell, geräumig mit einem separaten Koch- und Arbeitsbereich in der Mitte.

„Das ist die Küche …“, erklärte er unnötigerweise.

„Ist ja riesig!“, stieß sie beeindruckt aus.

„Das täuscht. Meine letzte Haushälterin hat für die Grundreinigung nur ungefähr zwei Stunden gebraucht.“

Nayeli sah ihn etwas hilflos an. Smalltalk war allem Anschein nach nicht gerade seine Stärke. „Das ist schön“, gab sie der Höflichkeit halber zurück. Und nun bitte Hund und Freundin vorstellen und dann weitere Termine machen.

„Ja …“ Er sah sich nachdenklich um, als würde er seine eigene Küche zum ersten Mal betrachten. „Die Fenster haben auch schon länger kein Wischtuch gesehen.“

„Ist für mich kein Problem“, winkte sie ab und seine Gesichtszüge erhellten sich, als hätte sie gerade verkündet, der Weltfrieden sei eingetreten.

„Ich sehe schon – wir bewegen uns auf einer Wellenlänge“, lächelte er und ging ihr voran, wieder hinein in den Flur.

Ihre Hoffnung, dass er nun endlich seinen Hund aus dem Büro lassen würde, erfüllte sich jedoch nicht. Stattdessen öffnete er eine andere Tür und stellte den dahinterliegenden Raum als ‚Gästebad‘ vor. Die erste nützliche Information. Bedauerlicherweise ging es danach weiter zum Wohnzimmer – oder auch Saal –  mit Kamin, Hausbar und einer Couchlandschaft, auf der man ein ganzes Rugbyteam unterbringen konnte, und dann hinüber zu einer breiten Treppe, die zum oberen Stockwerk führte.

Nayeli blieb davor stehen und Liam, der bereits die ersten Stufen erklommen hatte, sah irritiert zu ihr hinunter. „Warum kommst du nicht mit?“

„Was ist denn da oben?“, wollte sie wissen.

„Drei Schlafzimmer, zwei Bäder, ein Arbeitszimmer und der Fitnessraum.“

„Schön.“ Sie zwang sich zu einem Lächeln. „Dann weiß ich das ja jetzt.“

„Das reicht?“ Er kam erstaunt zu ihr hinunter.

Sie runzelte die Stirn. „Ja. Ich hab nicht vor, die Räume oben zu betreten.“ Was dachte sich der Kerl eigentlich?!

Er lachte, blinzelte dann verwirrt, wohl weil sie nicht in sein Lachen einstimmte, und zog anschließend die Brauen zusammen. „Bedeutet das, du hast dich schon entschieden, nicht für mich zu arbeiten?“

Was sollte das denn jetzt heißen? War es einfach eine seltsame Form der Höflichkeit, erst einmal eine komplette Hausführung zu machen, reines Protzen oder hatte er angenommen, sie würden nur bei ihm daheim arbeiten?

„Was? Nein, das heißt das selbstverständlich nicht!“, sagte sie schnell. „Wir müssen da nur ein paar Dinge klarstellen, denke ich.“

„Selbstverständlich, aber ich dachte, wir regeln die Dauer der Anstellung und die Bezahlung später.“

Nayeli zog die Brauen zusammen. Irgendwie wurde sie das Gefühl nicht los, dass sie aneinander vorbeiredeten. „Dauer der Anstellung?“, wiederholte sie. „Wie lange wolltest du mich denn engagieren?“

„Na, ich dachte schon an ein paar Jahre“, war die schockierende Antwort.

„Jahre?!“ Sie riss die Augen auf und schluckte schwer. Normalerweise bot sie nach einem kostenlosen Probetermin je nach zu erwartendem Arbeitsaufwand ein Grundtraining von fünf bis zehn Terminen á anderthalb Stunden an, das dann wahlweise verlängert werden konnte.

„Ich mag keine ständigen Wechsel der Belegschaft“, erklärte Liam rasch. „Leute, die für mich arbeiten, tun das in der Regel für längere Zeit und sind meist sehr zufrieden.“

Nayeli schloss kurz die Augen und schluckte den Ärger hinunter, der in ihr aufkam. Heute war so gar nicht ihr Tag und ihre Geduld nahezu nicht mehr existent, aber sie sollte sich das hier wirklich nicht verderben.

„Das ist noch so ein Punkt, den ich gern klarstellen würde“, erklärte sie mit einer Ruhe, die sie nicht besaß, „ich arbeite nicht für dich, sondern mit dir.“

„Was?!“ Liam machte ein entsetztes Gesicht. „Mit mir?“

„Selbstverständlich! Was dachtest du denn?“

„Na, ich wollte bestimmt nicht die ganze Zeit daneben sitzen und dir zugucken, sondern schon mal das Haus verlassen, wenn …“

„Das Haus verlassen?? Etwa allein?!“ Sie sah ihn entgeistert an. „Entschuldige, aber das macht überhaupt keinen Sinn! So arbeite ich nicht.“

Na toll! Wieder jemand, der dachte, sie könne sein Haustier wie ein technisches Gerät seinen Wünschen entsprechend neu justieren und ihm dann einfach übergeben.

„Du willst, dass ich zugucke?“ Er hob überrascht die Brauen. „Ist das … äh … eine Art Fetisch von dir?“

„Fetisch?!“ Der Typ hatte einen Schaden! Langsam riss ihr selbst der vorgespielte Geduldsfaden. „Ich komme hier her, damit du zusiehst und von mir lernst. Du sollst das, was ich tue, ja schließlich irgendwann allein können.“

Liam öffnete den Mund, brauchte jedoch ein paar Anläufe, um auszusprechen, was ihm auf der Zunge lag: „Wenn ich das selbst machen wollte, würde ich niemanden einstellen, der es für mich tut. Ich dachte, du bist eine Fachkraft und weißt, wie die Dinge laufen.“

Nayeli schnappte empört nach Luft. „Ich bin eine der Besten in meinem Job!“, fuhr sie auf und ignorierte ihre innere Stimme, die ihr zuschrie, ihr Temperament sofort zehn Stufen herunterzufahren. „Aber ehrlich – jemand wie du ist mir noch nie begegnet! Wie kann man sich derart aus dem Schlamassel ziehen wollen und dann am besten auch noch Wunder von der Fachfrau erwarten?!“

„Ich erwarte keine Wunder, sondern nur ordentliche Arbeit!“, gab Liam nun ähnlich verärgert zurück.

„Die du von mir ganz bestimmt nicht bekommen wirst!“, stieß sie aus, bevor sie ihre Worte durchdacht hatte. „Mir tut es nur um die arme Gracie leid, die jetzt weiter mit ihrem problematischen Verhalten leben muss.“

„Mein Hund ist nicht problematisch!“, entfuhr es Liam aufgebracht. „Persönlich zu werden, wird dir auch keine Anstellung verschaffen!“

Persönlich?“, wiederholte sie schrill. „Gracie ist der Grund, warum ich hier bin!“

„Was?!“ Liam blinzelte verwirrt, brauchte einen Moment, um die nächsten Worte herauszubringen. „Ich suche jemanden, der mich und mein Haus umsorgt – nicht meinen Hund!“

Nayeli, die schon wieder Luft geholt hatte, um dem Mistkerl eine gepfefferte Antwort zu servieren, hielt inne und starrte Liam mit großen Augen an.

„Dein … Haus“, wiederholte sie und der Schauspieler nickte nachdrücklich.

„Das Wort Haushälterin deutet eigentlich darauf hin, nicht wahr?“, sagte er mit einem arroganten Gesichtsausdruck.

Nayeli biss kurz die Zähne zusammen. Ein Teil von ihr stürmte aus viel zitiertem Gebäude, zerschmetterte vorher noch ein paar teure Gegenstände und kehrte diesem Mann für immer den Rücken. Natürlich. Der Sexismus bei seiner Verwechslung störte sie weniger als der Rassismus. Er sah nicht nur eine Frau, nein, er sah eine Frau mit augenscheinlich lateinamerikanischen Wurzeln und natürlich konnte sie nichts anderes sein als die neue Haushälterin, auch wenn es hier offensichtlich zwei Positionen zu besetzen gab. Es war nicht das erste Mal, dass ihr so etwas passierte und würde auch nicht das letzte Mal sein. Sie konnte gehen, ihren Stolz über alles stellen und den Job sausen lassen. Oder das tun, was sie schon so oft getan hatte und hasste, weil sie es sich nicht leisten konnte, Aufträge auszuschlagen: Augen zu und durch und irgendwann in der Lage sein, unter ihren Klienten diejenigen auszusuchen, die sie ihrer Zeit für wert befand.

„Ja, so wie das Wort Hundetrainerin bedeutet, dass der Hund im Vordergrund meiner Arbeit steht“, erwiderte sie schließlich mit einem falschen Lächeln.

Hundetrainerin?“, echote dieses Mal Liam und Nayeli nickte nachdrücklich. „Aber ich sagte deiner Firma klar und deutlich, dass ich eine neue Haushälterin brauche. Haus-häl-te-rin. Die beiden Worte kann man doch gar nicht durcheinanderbringen. Die klingen vollkommen unterschiedlich!“

„Ich arbeite für keine Firma“, klärte sie ihn rasch auf. „Ich bin selbstständig. Deine Freundin hat mich angerufen und den Termin für heute mit mir ausgemacht. Sie sagte, das sei mit dir abgesprochen.“

„Freundin?“ Liam blinzelte perplex. „Ich hab keine Freundin.“

Nayeli wurde heiß und kalt zugleich. War sie etwa Opfer eines dummen Streichs unter Freunden geworden? Immerhin hatte sie sich nach Eingang des Anrufs ja erst einmal selbst gewundert, wie die Freundin eines derart berühmten Schauspielers ausgerechnet auf sie gekommen war. So bekannt war sie bedauerlicherweise ja noch nicht.

„Sie … sie sagte aber, sie sei deine Freundin“, stammelte sie. „Ihr Name ist Alycia Bowles und …“

„Alycia?“ Liam schnappte nach Luft. „Alycia hat dich angerufen? Um was zu tun? Meinen armen Hund zu quälen?“

„Ich quäle keine Hunde!“, entfuhr es Nayeli nun doch wieder verärgert. „Ich helfe ihnen! Oder besser ihren Besitzern.“

Liam lachte unecht. „Wir brauchen keine Hilfe“, behauptete er, obwohl das helle Kläffen seines Hundes weiterhin durch das gesamte Haus hallte und nun auch noch von einem nervigen Kratzen an der Tür begleitet wurde.

Zu Nayelis Ärger fügte sich langsam Angst. Sie brauchte diesen Job, hatte das Geld bereits fest eingeplant – insbesondere, weil sie sich jetzt nun auch noch ein neues Auto zulegen musste. „Deine Freundin sagte aber …“

„Seit gestern Ex-Freundin“, verbesserte Liam sie, bevor sie weitersprechen konnte. „Oder eher Ex-Geliebte.“

Nayelis Herz sank. Oje, das war gar nicht gut.

„… Ex-Geliebte“, griff sie seine Formulierung dennoch auf, „sagte mir, Gracie wäre bissig und würde jeden Gast aus dem Haus graulen.“

Die Dame hatte am Telefon hysterisch geklungen, weshalb Nayeli angenommen hatte, es würde sich um starke Übertreibung handeln.

„Was?!“ Liam stieß einen empörten Laut aus. „Dieses Miststück! Ich meine Alycia, denn Gracie ist mein kleiner Engel und ganz bestimmt nicht bissig. Meine Ex wollte bestimmt nur meinen …“

„Das heißt, es gibt keine Schwierigkeiten, wenn Besuch erscheint?“, hakte Nayeli rasch nach und warf demonstrativ einen Blick in Richtung der Zerstörungsgeräusche. Wenn der Hund so weiter machte, würde er bald durch die Tür brechen.

Liam zögerte deutlich und hob schließlich die Schultern. „Nein?“

Nayeli unterdrückte ein Grinsen. Solche Reaktionen waren ihr vertraut.

„Zumindest nicht, wenn ich sie wegsperre“, setzte er hinzu.

„Und das Theater macht sie dann immer?“ Sie wies mit dem Daumen über die Schulter.

„Nein. Es … variiert ein wenig.“

Nun erschien ihr Grinsen doch, glücklicherweise aber nur für eine halbe Sekunde. „Und du fühlst dich mit der Praxis, sie einzusperren, wohl?“, hakte sie vorsichtig nach.

„Selbstverständlich nicht!“, platzte es etwas ungehalten aus Liam heraus, dann hatte er sich wieder im Griff, musterte Nayeli aus ihrer Sicht viel zu lange von oben bis unten und seufzte schließlich leise.

„Gut. Nehmen wir mal an, ich hätte Schwierigkeiten mit der Erziehung der Herzdame in meinem Leben – wie würde das mit uns dann ablaufen?“

„Ich würde den Hund kennenlernen und euch beiden im Umgang miteinander zusehen, du würdest mir beim gemütlichen Zusammensitzen erzählen, welche Verhaltensänderungen bei Gracie du dir wünschst und dann würden wir gemeinsam die Termine fürs Training planen.“

Liam schürzte nachdenklich die Lippen und sah hinüber zum Ort Terrors.

„Keine Sorge, ich bin noch nicht sehr teuer, auch wenn mein Ruf bereits ein sehr guter ist“, setzte Nayeli hinzu.

Der Schauspieler gab ein Geräusch von sich, das wie ein unterdrücktes Lachen klang. „Geld ist hier nicht das Problem“, sagte er und öffnete die Arme zum Raum um ihn herum, alles andere als dezent auf seinen Reichtum hinweisend.

„Was dann?“, hakte sie nach, weil sein Zögern noch deutlich spürbar war.

„Mein Ruf“, gestand er ihr. „Ich bin derzeit einer der gefragtesten Schauspieler Hollywoods und stehe ständig im Mittelpunkt der Presse. Du hast die Paparazzi beim Betreten meines Hauses vielleicht nicht bemerkt, aber sie sind da, lauern in Büschen und Autos und überlegen schon, wie sie die Fotos von dir verkaufen können.“

„Von mir?!“, entfuhr es Nayeli entsetzt und Liam nickte mitfühlend.

„Nimm es als kostenlose Promotion für dein Geschäft hin … oder besser nicht – was mich gleich zum eigentlichen Problem zurückführt. Wenn wir das hier machen“, er wedelte mit der Hand zwischen ihnen hin und her, „dann darf niemand wissen, dass du das Verhalten meines Hundes korrigierst …“

Wir! Wir machen das! Zusammen!“, verbesserte Nayeli ihn rasch und stutzte dann. „Was soll das heißen, niemand darf davon wissen?“

„Weil das meinem Ruf schadet“, war die für sie noch unsinnigere Antwort. „Ich sehe schon die Schlagzeilen: ‚Liam Chandler – A-Klasse-Schauspieler – F-Klasse-Hundebesitzer’ oder Liam Chandler – Tierliebhaber oder Tierquäler?’, ‚Warum sich Superstars keine Tiere halten sollten – Fallbeispiel Liam Chandler‘. Nee, nee, nee. Davon dürfte niemand etwas erfahren.“

„Gut dann …“ Nayeli dachte schnell nach, obwohl das Ganze ihren eigenen Plan, sich durch ihn einen Namen unter den Promis zu machen, durchkreuzte. Den Job überhaupt zu bekommen hatte allerdings zunächst Priorität. „… dann bin ich eben offiziell“, sie unterdrückte einen Seufzer, „doch deine neue Haushälterin.“

„Willst du denn zusätzlich auch das Haus putzen und bei Bedarf Essen kochen?“, hakte er nach.

„Auf keinen Fall!“

„Dann geht das nicht, schließlich wird demnächst hier wieder eine echte neue Haushälterin ein- und ausgehen und die Presse wird sich dann fragen, wer sie ist.“

„Was sie nichts angeht?“ Nayeli zuckte die Schultern und erntete einen großväterlich-nachsichtigen Blick von Liam. Nun gut, von solcherlei Dingen verstand er wohl tatsächlich mehr als sie.

„Gut, dann bin ich deine Yogalehrerin“, schlug Nayeli vor.

„Hab ich schon“, gab Liam mit einem leichten Kopfschütteln zurück.

„Persönliche Assistentin?“

„Jenny ist darin ausgezeichnet.“

„Motivationscoach?“

„Brandon Kutscher – nicht verwandt mit Ashton und ebenfalls ein Ass in seinem Fach.“

„Fitnesstrainerin?“

Liam gab ein unterdrücktes Prusten von sich und seine Augen flogen kurz über ihren Körper – jedoch nicht, ohne für eine halbe Sekunde an ihrem Dekolletee hängenzubleiben (Verdammter Knopf!). Sie hatte eine normale Figur, war weder sonderlich trainiert noch spindeldürr oder sonst etwas, das seinem Anspruch zu genügen schien.

„Wir sollten schon was nehmen, was man dir glaubt.“

Nayeli unterdrückte ein empörtes nach Luft schnappen, während sie sich darum bemühte, den störrischen Knopf ihrer Bluse möglichst unauffällig zu schließen. Trotz aller Widrigkeiten war sie auf dem Weg zu einem erfolgreichen Geschäftsabschluss und durfte sich das jetzt nicht mehr durch ihr gekränktes Ego verderben.

„Psychologin?“, fiel ihr noch ein.

Liam verzog sein Gesicht, als hätte sie ihn geohrfeigt. „Das wär dann noch schlimmer als die Hundetrainerin – also nein.“

Sie stöhnte genervt auf. „Da mir langsam Ideen und Zeit ausgehen, mache ich dir einen Vorschlag: Ich lerne erst einmal deinen Hund und euer gemeinsames Problem kennen und wenn wir dann immer noch der Meinung sind, dass es eine gute Idee ist, zusammenzuarbeiten, können wir erneut unsere Fantasie spielen lassen, was meine Rolle in deinem Leben angeht, ja?“

Liam dachte kurz über ihre Idee nach und nickte schließlich. „Na, dann …“, sagte er und wies hinüber zum Flur.

Nayeli wollte schon losmarschieren, doch Liam hielt sie überraschenderweise am Arm fest. „Mir fällt gerade ein, dass du vielleicht deine Schuhe ausziehen solltest.“

„Oh, teurer Boden, verstehe“, sagte Nayeli und beugte sich hinunter, um sie auszuziehen. Aus dem Augenwinkel nahm sie das Kopfschütteln ihres potenziellen Klienten wahr und hielt inne.

„Das ist eines der … Konfliktgebiete“, erklärte Liam.

„Meine Schuhe?“

Er nickte mit einem Hauch von Verlegenheit in seiner Mimik. „Das, was Alycia als ‚Bissigkeit‘ deklariert hat, richtet sich nicht gegen Menschen, sondern gegen ihr Schuhwerk.“

Nayeli runzelte die Stirn. „Dein Hund hasst Schuhe?“

„Nein! Gracie liebt sie! Sie will sie nur gern … zerkauen. Alle. Nacheinander, manchmal abwechselnd. Insbesondere Absatzschuhe.“

„Und das mögen deine Gäste verständlicherweise nicht – verstehe“, erwiderte sie, zog sich ihre Turnschuhe aus und hielt sie Liam vor die Nase.

Der rümpfte diese kurz, nahm ihre Treter aber trotzdem mit spitzen Fingern entgegen und stellte sie auf die Kommode zu seiner rechten Seite, während Nayeli auf Socken bereits an die leicht wackelnde Tür des Büros herantrat.

„Noch irgendwas Wichtiges, bevor wir die Bestie aus ihrem Kerker lassen?“, fragte sie mit hochgezogenen Augenbrauen und einer Hand auf dem Türknauf.

„Ja –“ Liam kratzte sich nun deutlich verlegen am Hinterkopf, was irgendwie niedlich aussah. „Bist du an den Füßen kitzelig?“

„Beißt sie da auch rein?“, erkundigte sie sich deutlich weniger genervt, als sie es tatsächlich war. Sie hasste es, wenn sie ihren Kunden alle wichtigen Informationen aus der Nase ziehen musste.

„Nein, aber sie hat einen kleinen Fußfetisch. Sie muss jeden Fuß erst einmal beschnuppern und, wenn sie nackt sind, sogar ablecken, was in deinem Fall ja nicht zutrifft, aber ich dachte mir, ich warne dich trotzdem vor.“

„Ich hab schon Schlimmeres erlebt“, gab sie mit einem Schulterzucken zurück und öffnete kurzerhand die Tür.

Hinaus schoss ein kleiner, weiß-brauner Fellball, der erst vor ihr zurückschreckte und einen rekordverdächtigen Sprung in Richtung seines Herrchens machte, um sich dann tatsächlich sofort auf ihre Füße zu stürzen. Nayeli hielt tapfer still, in der Hoffnung, dass Liam sie bezüglich Gracies Beißbereitschaft nicht angelogen hatte, und atmete unauffällig aus, als der Hund seinen intensiven Beschnupperungsakt schwanzwedelnd hinter sich gebracht hatte.

„Ein Bolonka also“, stellte Nayeli fest und Liam strahlte sie begeistert an, obwohl Gracie nun wieder dazu überging, die Kraft ihrer Stimmbänder unter Beweis zu stellen. „Leider vergessen viele Menschen oft, dass auch die kleinen, niedlichen Hunde eine ordentliche Erziehung brauchen, weil sie sonst ziemlich garstig und anstrengend werden können.“

„Ich hab das nicht vergessen!“, entgegnete Liam sofort und glücklicherweise so laut, dass sie ihn trotz des Gebells verstand. „Jedes Lebewesen braucht eine ordentliche Erziehung und ich hab mich bemüht, dafür zu sorgen.“

„Dann sorg dafür, dass sie aufhört zu bellen“, verlangte seine – hoffentlich! – zukünftige Hundetrainerin ebenfalls etwas lauter.

„Ich hab sie ja noch nicht so lange“, verteidigte sich der Schauspieler, „deswegen kennt sie nur die wichtigsten Grundlagen.“

„Die da wären …?“

„Pass auf!“ Liam stellte sich vor seinen Hund. „Sitz!“, sagte er sanft und Gracie ließ sich nieder, wedelte mit dem Schwanz und bekam sofort ein Leckerli ins Maul gestopft.

Der Schauspieler wandte sich stolz zu Nayeli um. „Na?“, fragte er doch allen Ernstes, während Gracie längst wieder aufgestanden war und erneut seinen Gast zu verbellen versuchte.

„Super!“, lobte Nayeli ihn überschwänglich, ohne es ernst zu meinen. „Und welche wichtigen Grundlagen beherrscht sie noch?“

Liam geriet eindeutig ins Grübeln, biss sich auf die Unterlippe und nickte dann. „Sie kann Treppen laufen, ist stubenrein, schläft auf ihrer Seite des Bettes, ohne zu schnarchen, und mittlerweile können Gäste auch neben ihr auf der Couch sitzen, ohne dass sie knurrt.“

Ob er ihr dazu Beruhigungsmittel verabreichte? Das hohe Dauergekläffe zerrte an ihren Nerven. Vielleicht fütterte er sie aber auch mit Leckerlis in ein halbes Fresskoma. Ausdauernd war die Kleine ja, das musste man ihr lassen. Nayeli wartete, ob noch etwas Erfreuliches kam, womit sie arbeiten konnte, doch Liam sah sie nur an, als erwarte er ein weiteres Lob.

„Puh!“, machte sie nur und ging vor dem bellenden Hund in die Hocke. „Da haben wir aber ein ganzes Stück Arbeit vor uns“, sagte sie zu dem Tier, das nun endlich wieder verstummte und erstaunt den Kopf schräg legte.

„Du … du besteigst sie jetzt aber nicht, oder?“, hörte sie Liam besorgt von oben fragen und Nayeli warf ihm einen verständnislosen Blick zu.

„Ich will deinem Hund helfen, nicht ihn erdrücken“, erwiderte sie kopfschüttelnd. „Es gibt andere, viel bessere Methoden, einen Hund zum richtigen Verhalten gegenüber Menschen zu erziehen.“

„Dann bin ich beruhigt“, seufzte Liam erleichtert.

Nayeli ließ Gracie an ihrer Hand schnuppern und kraulte ihr kurz das Köpfchen, bevor sie sich aufrichtete. Sofort setzte das Gebell wieder ein.

„Ich beobachte, analysiere und versuche dann die Beziehung zwischen Hund und Besitzer in einen Zustand zu bringen, mit dem sie beide glücklich sind. Gewalt und Zwang sind bei mir tabu. Dafür verlange ich Kontinuität, den Willen, meine Ratschläge anzunehmen, und vor allen Dingen Zeit in die Arbeit mit dem Tier zu investieren. Wenn das alles auch für dich passt, können wir uns gern zusammensetzen, um den nächsten, richtigen Kennlerntermin festzulegen.“

Liam sah hinunter zu seinem Hund, der zusätzlich zu seinem Kläffen nun versuchte, mit lustigen Hüpfern und Aufforderungen zum Spiel Nayelis Aufmerksamkeit zurückzugewinnen.

„Nicht beachten“, riet sie ihm leise und seine Augen richteten sich wieder auf ihr Gesicht.

„Okay“, sagte er schließlich entschlossen und ihr Herz machte ein paar erfreute Sprünge. „Probieren wir’s.“

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